Erschütternde Wohnungssituationen – nicht nur in der Glücksburger Straße…

Erschütternde Wohnungssituationen – nicht nur in der Glücksburger Straße…

Frank Hamanns Leserbrief zur Berichterstattung der Presse über die katastrophalen Wohnverhältnisse ist gleichzeitig der dringende Appell für eine grundlegende Wende in der Wohnbaupolitik – hin zu mehr bezahlbaren Wohnungen, überall in der Stadt!

Ja, die Wohnungssituation in einem Wohncontainer in der Glücksburger Straße ist erschütternd. Aber das ist nur eine Detailaufnahme des Flensburger Wohnungsmarktes. In über 10 Jahren ehrenamtlicher Tätigkeiten, in denen ich mich immer bemüht habe, den Menschen direkt zu helfen und nicht populistisch das ganze „System“ anzugreifen, sticht die Situation im Hause „Staats“ nicht besonders hervor.

Es mag Sie schockieren, aber ich kenne persönlich etwa 100 über das gesamte Stadtgebiet verteilte Wohnungssituationen, die mindestens genauso katastrophal oder sogar schlimmer sind. Jetzt könnte man natürlich fordern, die Bauordnung oder das Gesundheitsamt soll da einfliegen und dem Spuk ein Ende bereiten. Dann stünde man als „besorgte Kümmerin“ in der Zeitung und könnte sich auf die Schulter klopfen. Aber was nützt das? Wem hilft das? Richtig: Nichts und niemandem!

Die unglücklichen Mieterinnen solcher zugigen, verschimmelten und dringend sanierungsbedürftigen Löcher stehen von jetzt auf gleich und von Amts wegen auf der Straße! Den Gesetzen ist genüge getan… „Hurra!“ – Und dann? Glaubt irgendjemand. die in „guter Absicht“ zur Wohnungslosigkeit Verdammten finden kurzfristig bezahlbaren, adäquaten Wohnraum? In Flensburg? Wohl kaum!

Auch die Verhältnisse in der Glücksburger Straße sind mir seit Jahren bekannt. Seit einem Jahrzehnt nagen solche Zustände an meiner Seele, weil ich keine Abhilfe schaffen kann. Zumindest nicht alleine. In meinen Funktionen in der Fraktion DIE LINKE habe ich immer für bezahlbaren und geförderten Wohnraum in Flensburg gekämpft und wurde von den anderen Fraktionen immer als „Exot“ oder „Phantast“ behandelt.

Aber nur, wenn wir es schaffen, genügend vernünftige Wohnungen zu einem bezahlbaren Preis auf den Markt zu heben, können wir den Vermieterinnen solcher Abscheulichkeiten an den Kragen. Bis dahin werden die Nöte der Einwohnerinnen unserer Stadt weiterhin weidlich ausgenutzt. Die Fraktionen und die Protagonistinnen, die jetzt „Haltet den Dieb!“ schreien, waren es doch selbst, die jene unzähligen Anträge zum Thema weggestimmt haben! Und sie sind es auch nicht, die wie ich ihr privates Sofa Wohnungslosen zur Verfügung stellen und aktiv Hilfe anbieten!

Und es ist ja auch nicht so, dass Stadt und Verwaltung der Misere untätig gegenüber stehen. Wir haben eine hervorragend arbeitende Wohnhilfestelle. Wir haben kommunale Vereinbarungen wie etwa die kostenfreie Begleitung der Transferleistung beziehenden Mieterinnen durch den Mieterbund. Es gibt seitens der Stadt Kooperationsvereinbarungen mit Wohnungsbaugenossenschaften.

Aber, was nützt das alles, wenn die Mieterinnen derart verängstigt sind, ihre „Wohnung“ zu verlieren, dass sie die Angebote nicht annehmen? Die Stadt kann nicht ohne ihre Zustimmung von Außen in privatrechtliche Verträge eingreifen. Da sind die Hände gebunden.

Vielleicht versteht die Eine oder der Andere jetzt, warum ich so heftig für eine hohe Quote geförderter Wohnungen kämpfe. Es ist sicher nicht aus reiner linker Ideologie die Forderung entstanden, auch am Hafen Ost geförderte Wohnungen zu bauen. Oder in Sonwik! Oder auf der Westlichen Höhe! Wir haben nicht mehr viel Restfläche für den Wohnungsbau. Das, was wir jetzt noch genehmigen oder im Idealfalle als Stadt selber bauen, muss bezahlbar sein!

Ruinen, von denen wir mehr als genug haben, müssen saniert werden! Sonst werden auch in Zukunft immer wieder solche „Aufreger“ die Zeitungen füllen und es werden immer wieder die Rufe nach „konsequentem Durchgreifen“ laut. Kann man machen, hilft aber nicht…