Leserbrief: „Unredlich, unsachlich und am Thema vorbei!“

Leserbrief: „Unredlich, unsachlich und am Thema vorbei!“

Vor wenigen Tagen beschwerte sich Dr. Fabian Geyer, Geschäftsführer des Arbeitgeberverbands Flensburg-Schleswig-Eckernförde, in einem SHZ-Interview über den Leerstand in der Flensburger Innenstadt, fehlende Freiheiten und neue Konzepte für den Einzelhandel.

Unser Fraktionsvorsitzender Frank Hamann lässt ihm diese Vorwürfe an die Stadt nicht durchgehen und antwortet darauf mit diesem Leserbrief:

Herr Dr. Geyer liegt in mehreren Punkten falsch! Mal abgesehen davon, dass er sich die Zeiten des 19.Jahrhunderts zurücksehnt (!?): „In der Geschichte ging es Flensburg immer dann gut, wenn die Kaufmannschaft ihr Geld frei investieren durfte wie z.B. am Ende des 19. Jahrhunderts“ – übersieht er, dass Sinderup von Anfang an über die Denkmal schützenden Restriktionen in der Angelburger Str. 9-15 Bescheid wusste und sich bereit erklärte, alles sorgsam in die Planungen mit aufzunehmen! Dann scheibchenweise davon abzurücken und auch noch der Verwaltung die Schuld an dem Stillstand in die Schuhe schieben zu wollen ist schlicht unredlich! Und was die Innenstadt betrifft, schlagen die von Herr Dr. Geyer gemachte Äußerungen dem Fass den Boden aus! Weder die Verwaltung noch die Kommunalpolitik erlässt Gesetze. Wir befolgen diese nur und das ist gut so! Herr Dr. Geyer irrt, wenn er behauptet, Verwaltung und Politik entscheiden an der Mehrheit der Einwohner*innen vorbei. Wer laut ist, Herr Dr. Geyer, hat nicht automatisch recht oder repräsentierteine Mehrheit! Die Politik und die Verwaltung sind in meiner Wahrnehmung die Einzigen, die sich hier in den letzten zwanzig Jahren bewegt haben! Seit 2002 haben wir ein mehrfach verlängertes Moratorium zum Schutz der Innenstadt-Kaufleute! Wir schreiben der „grünen Wiese“ vor, was sie verkaufen darf und was nicht. Auch Erweiterungspläne dort werden kritisch analysiert. Es gab die Pact I- und Pact II-Maßnahmen inklusive des millionenschweren Umbaus der Fußgängerzone. Wir haben als Politik und Verwaltung viele Studien zum Einzelhandelskonzept, zur Nahversorgung und, und, und aufgestellt und lassen diese ständig aktualisieren. Wir haben Innenstadtmanager*innen bezahlt, die großartig gescheitert sind und das auch mussten, weil der Einzelhandel in Flensburg gemauert hat. Die Einzigen, die sich in zwanzig Jahren augenscheinlich nicht bewegt haben sind die Kaufleute der Innenstadt. Auch die implizierte Schuldumkehr kann ich so nicht stehen lassen. Alle Gewebetreibenden sind in Flensburg zwangsverkammert. Mit ihren hohen Mitgliedsbeiträgen finanzieren sie u.a. die IHK. Und auch Herr Dr. Geyer bezieht sein Gehalt aus so einem Topf. Und was kriegen die Gewebetreibenden im Gegenzug? Einen notorischen Meckerer, der Schuld immer bei anderen sucht, und pikobello Niederlassungen der Kammern? Als Kaufmann oder Kauffrau muss jeden Tag der Satz verinnerlicht werden: „Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit!“ Wo sind die Konzepte der Innenstadtkaufmannschaft auf die Anforderungen der heutigen Geschäftswelt zu reagieren? Wo sind klimafreundliche Verkehrsansätze zu der letzten Meile, zu modernen Lieferkonzepten per Fahrradkurier? Wo ist ein gemeinsamer Internetauftritt? Die Politik hat das vor Jahren versucht zu etablieren und auch finanziert (mit 60.000 €!). Gescheitert ist das Projekt, weil die Innenstadtkaufmann-schaft es nicht hingekriegt hat, kostenfreie Fotograf*innen und Textschreiber*innen in ihre Geschäfte zu lassen. Letztendlich will Herr Dr. Geyer wahrscheinlich einen Dialog mit Verwaltung und Politik anstreben. Vorher aber wiederholt in derartig unangemessener und unsachlicher bzw. sachlich falscher Weise presseöffentlich derart zu diffamieren, ist eine, gelinde gesagt, falsche Strategie. Aber natürlich setzen wir uns auch in diesem Falle zusammen und werden versuchen einen sachlichen und lösungsorientierten Diskurs zu führen. Wie schwer das manchmal ist, mögen die geneigten Leser*innen hier zwischen den Zeilen erahnen…