Lohnkürzungen bei der Werft: Ein aggressiver Angriff auf die Beschäftigten!

Die Chefetage der Flensburger Werft will eine Lohnkürzung von 15 Prozent durchdrücken. Das ist nicht hinnehmbar, meint Herman U. Soldan-Parima, sozialpolitischer Sprecher der Flensburger Linksfraktion, in seinem Kommentar.
Manchmal traut man ja beim Lesen seinen Augen nicht. Deswegen habe ich die 15 Prozent avisierte Lohnkürzungen für die Beschäftigten der Flensburger FSG-Werft im Online-Zeitungartikel zunächst für einen Druckfehler gehalten – mal ganz abgesehen davon, dass so etwas generell nicht akzeptabel ist, und schon gar nicht in einer Zeit massiver Teuerungen. Verhandelte Löhne sind nichts, was man nach Gutsherrenart mal eben so vom Tisch wischen kann!
Die Lage der Küstenwerften ist seit Jahrzehnten angespannt – wegen Billigkonkurrenz in anderen Ländern, aber eben auch wegen fehlender Perspektiven und Neuorientierungen für moderne Investitionen in den Unternehmensetagen bzw. den Geschäftsführungen. Dass darunter immer wieder die fachlich versierten und tüchtigen Arbeitskräfte leiden und sich oft von Auftrag zu Auftrag hangeln müssen, ist bereits Belastung genug.
Eine Geschäftsführung, die jetzt Löhne kürzen oder alternativ die Arbeitszeit ohne Vergütung verlängern will, benimmt sich vorsätzlich wie der Elefant im Porzellanladen: Denn wer nicht mehr das verdienen soll, was erkämpft und verabredet worden ist, kommt nicht nur finanziell in die Klemme. Den rund 370 Beschäftigten wird vielmehr auch die berufliche Wertschätzung entzogen. Was die Werft da versucht, ist ein nicht zu akzeptierender Druck auf die Beschäftigten, die oft keine anderen beruflichen Alternativen haben!
Die beabsichtige Lohnkürzung ist nicht nur ein Angriff der Geschäftsführung auf die vereinbarten Löhne, sondern ein genereller Angriff auf die Rechte der Belegschaft. – Dabei ist noch nicht mal klar, welche Aussagen der Chefetage nun eigentlich gelten: Noch vor zwei Wochen wurde seitens der Werft, so schreibt das Flensburger Tageblatt, von einer „guten Entwicklung“ im Jahr 2021 gesprochen. Man habe „ordentlich zu tun für die nahe bis mittlere Zukunft“. Und nun soll durch massive Lohnkürzungen eine „wettbewerbsfähige Kostenstruktur“ erreicht werden? Das passt vorne und hinten nicht zusammen.
Betriebsrat und Gewerkschaft sind in dieser Situation nicht zu beneiden, denn sie müssen nun an den Verhandlungstisch, da einseitige Lohnkürzungen nicht rechtmäßig sind. Es wäre allerdings ein Ding aus dem Tollhaus, wenn die Seite der Beschäftigten auch nur die geringste Kürzung mittragen würde, zumal es derzeit gar keinen „ordentlichen“ Tarifvertrag gibt! Da reicht es allerdings nicht aus, darauf hinzuweisen, dass es bei gekürzten Lohnen schwieriger werden würde, jetzige Arbeitskräfte zu halten oder neue zu finden. Wie wir wissen, kennen Unternehmungsführungen genug Tricks, um billigere Arbeitskräfte anzuheuern – wie und woher auch immer…