Trotz besserer Therapie: HIV ist immer noch da!

Vor 40 Jahren wurde in der BRD der erste Fall einer HIV-Infektion festgestellt; in Afrika und den USA gab es schon Jahre vorher einzelne Fälle der Immunschwächekrankheit. Heute sind hierzulande die Fälle schwerer Erkrankungen mit Aids durch wesentlich verbesserte Therapiemöglichkeiten stark zurückgegangen. In den weniger entwickelten Regionen der Welt, besonders im südlichen Afrika ist die Situation weiterhin dramatisch.
Im Gegensatz zu den Coronaviren gibt es immer noch keinen Impfstoff, der zuverlässig vor der Ansteckung (vorwiegend über Schleimhautkontakt mit Blut oder Sperma) oder schweren Krankheitsverläufen schützen kann. Daher ist eine individuell zusammengestellte, antivirale Medikamententherapie die einzige Möglichkeit, die mit dem HI-Virus einhergehenden Schwächung des Immunsystems und schwerer Krankheitssymptome (Aids) zu verhindern. Viele Betroffene haben durch die jahrelange Therapie eine so geringe Viruslast, dass sie andere nicht mehr anstecken und selbst eine hohe Lebenserwartung haben.
Risikogruppen für eine HIV-Infektion sind besonders Personen, die ungeschützten, häufig wechselnden Sex praktizieren oder Drogenabhängige, die „unsauberes“ Drogenbesteck verwenden. In den entwickelten Ländern der nördlichen Welt verbreitet sich HIV immer noch besonders dann, wenn Infizierte über ihren Status nichts wissen oder (noch) nicht auf eine Infektion getestet wurden. Für Sex mit mindestens einem männlichen Partner sind Kondome daher auch weiterhin ein wichtiger Schutz, aber auch ein HIV-Test bei Verdacht auf ein Infektionsrisiko.
Derzeit sind in der BRD rund 10 von 10.000 Menschen positiv getestet, die meisten von ihnen nehmen bereits eine Langzeit-Therapie wahr. – In Flensburg sind also rund 100 Personen mit einem konstatierten positiven HIV-Status betroffen. Für Neu-Infizierte gibt es Beratungsmöglichkeiten in der eigenen Hausarzt-Praxis oder bei der HIV-Beratungsstelle (siehe unten).
Trotz der positiven Entwicklung bei der medizinischen Behandlung von HIV gibt es allerdings immer noch (wenn auch weniger als früher) Diskriminierung und Ausgrenzung gegen HIV-positive Menschen, im privaten Umfeld, aber auch am Arbeits- oder Ausbildungsplatz und sogar vereinzelt im medizinischen Bereich. Diese Diskriminierung ist nicht nur eine starke Belastung, denn für einige verhindert sie auch die Bereitschaft zum HIV-Test und damit zu einer rechtzeitigen Behandlung und Therapie oder zu einem selbstbewussten Umgang mit einer möglichen Infektion.
Der „Welt-Aids-Tag“ am 1. Dezember macht auch auf die Situation mit HIV und Aids in anderen Weltreligionen aufmerksam. Dort ist das Infektionsrisiko auch bei Frauen und Jüngeren sehr hoch. Vielerorts fehlen Beratungs-, Test- und Behandlungsmöglichkeiten. Die weltweite Organisation UNAIDS stellt fest, dass fast 8 Milliarden Euro für HIV-Programme fehlen. Daher starben 2021 in den ärmeren Ländern etwa 650.000 Menschen an Aids, und 1,5 Millionen infizierten sich mit dem HI-Virus. Eine weit verbreitete Diskriminierung erhöht das Infektionsrisiko und das schwerer Erkrankungen immens, teilte die Organisation mit.
(Text: Herman U. Soldan-Parima, gesundheitspol. Sprecher Linksfraktion Flensburg)
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• HIV-Beratungsstelle in Flensburg: Telefon 0461 / 1419430 (zurzeit nur telefonische Beratung, Mo. 8-12, Mi. 15-16 und Do. 14-17 Uhr; auch Anmeldung zum HIV-Test möglich). Mehr Informationen auf der Webseite.
• Weitere Informationen auf dieser Webseite zum Welt-Aids-Tag.