„Unglaublich unverschämt!“

„Unglaublich unverschämt!“

Frank Hamann wendet sich in seinem Leserbrief deutlich gegen Aussagen des Unternehmers Karsten Braasch zu Publikum und der Situation in der Innenstadt.

Ausgangspunkt: Die Debatte um höhere Parkgebühren…

Ich kann die unfassbaren Aussagen von Herrn Braasch einfach nicht unkommentiert stehen lassen. Auf der Titelseite der Flensburger Nachrichten vom 28.12.20 war doch tatsächlich zu lesen, „dass es auf dem Gelände des Citti- und des Förde-Parks gar keine Parkgebühren gibt, keine Verwirrten und Obdachlosen in den Gängen, keine Leerstände, dazu ein gut gepflegtes und sicheres Ambiente, saubere und ausreichende Kundentoiletten und mittlerweile ein sehr umfangreiches Warenangebot“.

Ja, geht es noch?

1. Herr Braasch zeigt nach meiner Meinung eine erschütternd populistische und kranke Weltanschauung, wenn er Einwohner*innen Flensburgs als „Obdachlose und Verwirrte in den Gängen“ beschreibt! Das sind Menschen, Herr Braasch, die wie Sie auch jedes Recht haben, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben! Eine derartige Herabwürdigung belegt nur, dass Sie Menschen, die nicht wie Sie die „Leistung“ erbracht haben, von Ihrem Vater aus Furcht vor den herannahenden Engländern nach Ende des Zweiten Weltkrieges eingemauerte Rumfässer im Keller zu finden, als „minderwertig und störend“ in unserer Gesellschaft betrachten.
2. Kundentoiletten könnten Sie und Ihre Mitglieder der „Roten Straße“ ja selber zur Verfügung stellen. Aber nein, es gibt Gewerbetreibende in der Roten Straße, die ihre Wein trinkenden Kunden lieber zu der öffentlichen Toilette am Südermarkt schicken.
Und überhaupt: Dass sich Ihre Kunden mit Ihrem Punsch die Birne für teuer Geld (Ihr Profit) wegscheppern ist OK? Aber Menschen, die sich nur Discountergetränke leisten können, stören?
3. Sie beneiden ein „sicheres Ambiente“ im Citti-Park und im Fördepark?
Flensburg ist sicher! Das kann ich Ihnen als Vorsitzender des Ausschusses für Einwohner*innenservice, Schutz und Ordnung versichern! Wir erhalten regelmäßige Berichte zur Sicherheitslage in Flensburg und alle Fachleute sind sich da einig. Ihr populistisches Gerede von einem „sicheren Ambiente“ soll doch nur unbegründete Ängste bedienen und Sie als Opfer einer verfehlten Entwicklungspolitik darstellen.
Ja geht es noch? Wollen Sie einen Disneypark aus Flensburg machen? Mit null Freiheiten, Hausverschönerungskommissonen und Kameras an jeder Ecke?
4. Für das „umfangreiche Warenangebot“ sind doch die Gewerbetreibenden selber verantwortlich! Also jammern Sie nicht und fangen Sie mit ihren Mitstreitern*innen nach fast zwanzig Jahren Innenstadtmoratiorium, in dem die Stadt der „grünen Wiese“ zum Schutze der Innenstadt den Verkauf verschiedener „innenstadtrelevanter Waren“ verboten hat, endlich an, gemeinsame Konzepte zu entwickeln!
5. Wenn Sie als Gewerbetreibender des Einzelhandels im 21. Jahrhundert ein Geschäftskonzept haben, dass zwingend kostenfreie Parkplätze vor jedem Laden verlangt, haben Sie die letzten zwanzig Jahre tatsächlich verschlafen! Der Klimawandel ist real! Die Welt ändert sich tatsächlich, ob Ihnen das passt oder nicht! Es wäre als Kommunalpolitiker unverantwortlich, heutzutage nicht nach Lösungen und Maßnahmen zu suchen, die den CO2-Fußabdruck unserer Stadt signifikant senken!

„Habe fertig“
Frank Hamann